Schweller mit Steinschlagschutz/Unterbodenschutz neu lackieren.
Ihr kennt das Problem sicher fast alle. Da fährt man mal eben zum Reifenwechsel schaut dann auf die schönen neuen Reifen, aber hat für sonst nichts Augen.
4 Wochen später wird der Wagen gewaschen und voller Panik sieht man die eingedrückten Seitenschweller, weil die Hirnis die Scheren ihrer Bühne mal wieder an den falschen Stellen angesetzt haben.
Eigentlich passiert da nicht viel, ist der Teller aber zu weit rein geschraubt dann drücken sich die Arme in den Schweller rein.
Nun stellt sich die Frage passierte das beim letzten Reifenwechsel oder schon davor in einer anderen Werkstatt. Sicher bestimmen lässt sich das nicht mehr, also bleibt man auf den Schaden sitzen. Bei einem über 30 Jahre alten Fahrzeug sieht man auch nur schwer drüber weg und irgendwann muss man mal ran. Hier nun eine Beschreibung wie ich das gemacht habe und wie es auch funktioniert hat.
Alles fängt damit an das man zuerst die Beulen rauszieht soweit es geht. Je besser das gelingt desto weniger muss gespachtelt werden. Zweckmäßig erwies sich dabei ein Ausbeulset.
Nur ganz ohne Spachtel geht es nicht.
Dann die aufgeklebten Steinschlagschutzfolien an den Rändern der Radausschnitte entfernen. Mit einem Föhn (kein Heißluftfön) den Lack etwas anwärmen, dann geht es besser. Es bleibt aber eine Fummelei. Keine Lösungsmittel verwenden denn die können den Lack angreifen.
Also rausziehen, spachteln und immer wieder abschleifen. Spachtelmasse min. in 3-4 Gängen aufziehen und zwischendurch immer wieder schleifen. Der letzte Schleifgang mit 400èr Schleifpapier nass abschleifen. Auch wenn da Unterbodenschutz mit einer Orangenhaut draufkommt, muss der Untergrund glatt sein. Man sieht sonst jede Unebenheit.
Sollte sich Rost gebildet haben, muss der abgeschliffen und mit Rostschutz versiegelt werden. (Fertan)
Und zwar vor dem Spachteln.
Ist dann alles schön ausgebessert und glatt kommt Grundierung drauf. Ich habe 1 K genommen, man sagte mir allerdings das 2 K besser wäre. Auf Grund der kleinen Fläche schmeiße ich bei 2 K aber immer 70% weg.
Das ganze dann 1 Tag trocknen lassen.
Am nächsten Tag kommt die Königs-Disziplin !
Der Unterbodenschutz muss so aufgebracht werden das eine schöne gleichmäßige Orangenhaut entsteht. Verschiedene Versuche scheiterten alle an diese Oberfläche. Also Flächenpinsel, Schaumgummirolle oder Pinsel kann man erst mal vergessen.
Versuche:
Optimal soll es mit einer speziellen Unterbodenschutzspritzpistole und spritzbaren Unterbodenschutz in Verbindung mit einem Kompressor gehen.
Da ich damit aber keine Erfahrung hatte und auch der Sauerei auf der Straße entgehen wollte musste eine andere Lösung her.
Nach unendlichen Tests bin ich auf eine Lammfeldrolle gestoßen. Damit bekommt man die Oberfläche perfekt hin.
Die Sache hat allerdings einen kleinen Haken. Man muss schnell arbeiten, weil der spritzbare Unterbodenschutz in wenigen Sekunden eine Haut bildet und die Struktur damit nicht mehr erreichbar ist. Als erstes alles abkleben. Am besten ist hier das Frosch Klebeband, weil man damit keine Unterläufer hat und eine schöne Abgrenzung hin bekommt. Ist alles abgeklebt dann geht es weiter.
Also einen 5 cm breiten weichen Pinsel nehmen und den Unterbodenschutz satt auf einer Länge von ca. 25-30 cm aufbringen. Dann sofort mit der Rolle die Struktur aufrollen und sofort den Unterbodenschutz für weitere 25-30 cm aufbringen. Dann wieder die Struktur aufrollen und etwas übergreifend arbeiten. Keinen Druck auf die Rolle ausüben! Dass Ganze dann von vorn bis hinten. Niemals über die fertige Struktur ein 2. mal rollen, damit zerstört man die Struktur wieder. Wenn alles fertig ist das Klebeband sofort entfernen und den Unterbodenschutz 1 Woche austrocknen lassen. Das ist wichtig, weil sonst nach dem zu frühen aufsprühen des Lackes der wieder reißen kann.
1 Woche später dann auf den Unterbodenschutz wieder Grundierung drauf. Wieder 1 Tag trocknen lassen.
Lackiert wird dann am nächsten Tag im Kreuzgang. Ich hauche beim ersten Mal die Farbe immer kurz an und warte dann 15 Minuten. Dann der 1. Spritzgang im Kreuzgang. Dann 15 Minuten ablüften lassen, (staubtrocken) dann die 2. Schicht genauso. Nun wieder 15 Minuten warten und nun die erste Klarlackschicht wieder im Kreuzgang aufsprühen. Nach weiteren 15 Minuten die 2. Schicht Klarlack.
Wartet man zwischen den Sprühgängen zu lange dann kann der Klarlack wieder abblättern. 15 Minuten hat sich als gut herausgestellt.
Ist die 2. Schicht staubtrocken (nach ca. 30 Minuten) wieder sofort die Klebestreifen entfernen.
Nun alles min 2 Tage ruhen lassen, wenn möglich auch nicht fahren, es sei denn man hat einen Infrarotstrahler, damit kann man den Trocknungsvorgang beschleunigen.
Mein größtes Problem war bei der Aktion der Farbton. Kauft man nach Farbcode dann bekommt man immer den 1 Farbton bei Auslieferung des Fahrzeugs. Ist an den Übergangsstellen die alte Farbe 35 Jahre alt dann sieht man den Unterschied immer. Der neue Lack ist etwas heller. Das lässt sich auch durch mehrere Sprühgänge nicht ändern. Ich habe 4 mal Basislack und 3 mal Klarlack aufgetragen, aber dunkler bekam ich das nicht hin. Vermutlich muss man den alten Lack auslesen lassen, aber das hat auch noch kein Lackierer bei mir gemacht. So habe ich Platinmetallic in allen möglichen Nuancen drauf. Vermeiden kann man das komplett wohl nur durch eine Ganzlackierung?
Bei der ganzen Aktion habe ich noch was festgestellt was ich nicht wusste:
Bei den Sprühdosen gibt es verschiedene Düsen. Welche die Oval versprühen und welche die rund versprühen. Bei denen die rund versprühen kann man die schwarzen Düsen nicht mit den weissen tauschen. Die passen jeweils nur auf die Dose wo sie mit ausgeliefert wurden. Steht das Fahrzeug auf den Boden und man will den Schweller von unten ansprühen sind die Ovalen nicht geeignet. Ferner sind die Ovalen auch nicht für den Kreuzgang geeignet, sondern nur gerade Flächen glatt drüber ziehen. Das machen sie aber perfekt.
unterschiedliche Blickwinkel - metallic hat es in sich
Übrigens....benötigte Menge Basislack für 4 mal lackieren = 2,5 Dosen und 1,5 Dosen Klarlack für 3 mal überlackieren.
Nach weiteren 2 Wochen die aufgeklebten Steinschlagschutzfolien an den Radausschnitten wieder neu anbringen.
Trägerfolie von der Folie abziehen, den gereinigten Lack vorher mit einer schwachen Spüli/Wasserlösung einsprühen, Folie aufbringen, ausrichten und die Lösung mit einer Checkkarte von innen nach außen rausdrücken. Überschüssige Lösung mit Zewa aufnehmen.
Nach 24 Stunden ist die Folie fest. Besonderes Augenmerk ist beim rausdrücken der Lösung auf die Ränder zu legen. Hier dringt gern als erstes Schmutzwasser ein was dann hässliche schwarze Ränder gibt.